Amateurfußball: Ehrenamt im Wandel

06. Februar 2019 · Top-News · von: Norman Arnold (DFB)

Als die ersten Ehrenamtlichen in den Club 100 aufgenommen wurden, war Helmut Kohl noch Bundeskanzler. Ins Internet ging man mit einem 26k-Modem, Handys hatten weder Touch- noch Farbdisplays. Borussia Dortmund war Champions-League-Sieger, Schalke 04 UEFA-Cup-Titelträger und der 1. FC Kaiserslautern schickte sich an, als Aufsteiger Deutscher Meister zu werden. Im Team der Nationalmannschaft standen Oliver Bierhoff, Ulf Kirsten und Mario Basler. Kai Havertz war noch gar nicht geboren.

Foto: DFB

Viel Zeit ist seitdem vergangen, vieles hat sich ver- und geändert. Die Kanzlerin heißt jetzt Angela Merkel, wir surfen mit Smartphones mit LTE-Geschwindigkeit, Meister wird ziemlich oft Bayern München. Auch das Ehrenamt hat sich gewandelt. Ehrenamtliche sind oftmals nicht mehr ein Leben lang selbstlos und treu für ihren Verein tätig, sondern kurzfristig, zweckgebunden, aufgabenorientiert. Gründe hierfür liegen in der gesellschaftlichen Veränderung. Schüler gehen in Ganztagsschulen, Jobs dauern bis in die Abendstunden, für die berufliche Karriere brauchen wir Praktika, Auslandserfahrung und regionale Ungebundenheit. Eine langfristige Bindung an den Verein passt da nicht rein. Wie ehrenamtliches Engagement heutzutage aussehen kann, wird deshalb auch beim 3. Amateurfußball-Kongress in Kassel vom 22. bis 24. Februar 2019 im Fokus stehen.

Gewinnen, Qualifizieren, Binden, Verabschieden
Die  Aktion Ehrenamt  hat sich an den gesellschaftlichen Wandel schon angepasst. Vor mehr als 20 Jahren - genau: 1997 - wurde sie ins Leben gerufen, um alle Aktivitäten zur Förderung von freiwilligem und ehrenamtlichem Engagement zusammenzufassen. Keine andere Aktion des DFB besteht schon so lange ohne Unterbrechung. Weil ihre Aufgaben auch nicht so schnell erledigt sein werden.

Der DFB möchte die entscheidenden Leute in den Vereinen stärken: Vorsitzende, Fußball-Abteilungsleiter/innen, Jugendleiter/innen, Schatzmeister/innen, Trainer/innen. Ihre Funktionen im Verein sind der Schlüssel, denn sie sorgen für Weiterentwicklung. Die Qualität ihrer Arbeit soll verbessert und das Image des Ehrenamts gefördert werden.

Peter Frymuth wurde 1997 gerade Vizepräsident bei Fortuna Düsseldorf. Im DFB-Präsdium ist er seit Oktober 2013. Als DFB-Vizepräsident für Spielbetrieb und Fußballentwicklung ist er auch zuständig für die Aktion Ehrenamt. "Die Unterstützung ehrenamtlicher Mitarbeiter ist heutzutage vielmehr 'Mitarbeiterentwicklung' und damit aktive Unterstützung unserer Fußballvereine und -verbände", sagt der 62-Jährige. "Gewinnen – Qualifizieren – Binden – Verabschieden: Diese Viererkette der Mitarbeiterentwicklung ist das Herzstück der Aktion Ehrenamt!"

Gewinnung neuer Ehrenamtlicher größte Herausforderung
Wie kann man mit passenden Angeboten und Möglichkeiten zur Kompetenzentwicklung besonders junge Menschen für ein Ehrenamt gewinnen? Wie kann man mehr Mädchen, Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund ins Ehrenamt bringen? Die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher ist eine der größten Herausforderungen des Amateurfußballs. Eine Maßnahme sind unter anderem Fort- und Weiterbildungsangebote wie Kurzschulungen und Online-Seminare. Aber auch Auszeichnungen im Rahmen der DFB-Anerkennungskultur sind wichtig.

Hierbei wird seit über 20 Jahren jährlich in jedem der 280 Fußballkreise Deutschlands eine Ehrenamtlicher oder ein Ehrenamtlicher mit dem DFB-Ehrenamtspreis ausgezeichnet. 100 Preisträger davon werden als zusätzliche Anerkennung für ihr herausragendes Engagement in den Club 100 aufgenommen und im Rahmen einer Ehrungsveranstaltung rund um ein Länderspiel für ihr herausragendes Engagement geehrt. Seit 2016 werden zusätzlich in jedem Fußballkreis junge "Fußballhelden" ausgezeichnet. Ausgewählte Kinder- und Jugendtrainer im Alter zwischen 16 und 30 Jahren belohnen der DFB und seine Landesverbände in Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner KOMM MIT mit einer fünftägigen Fußball-Bildungsreise nach Spanien.

Kein Sportverein funktioniert ohne das Ehrenamt
Um die 1,7 Millionen Menschen zu erreichen, die sich deutschlandweit ehrenamtlich oder freiwillig im Fußball engagieren, wurden im Rahmen der Aktion Ehrenamt Strukturen geschaffen. Im DFB steuert die Kommission Ehrenamt sämtliche Angebote, Maßnahmen und Projekte, die in der DFB-Abteilung Qualifizierung entwickelt und über 21 Landes- und 274 Kreisehrenamtsbeauftragte zu den Vereinen weitergegeben werden. Klar ist: Auch in den nächsten 20 Jahren werden Vereine noch darauf angewiesen sein, dass sich Menschen für sie ehrenamtlich engagieren. Der DFB und seine Landesverbände werden sich um sie kümmern. Egal, wer dann Kanzler oder Deutscher Meister ist.

Das Thema "Ehrenamt" wird auch beim 3. Amateurfußball-Kongress des DFB eine wichtige Rolle spielen, der vom 22. bis 24. Februar 2019 in Kassel stattfindet. FUSSBALL.DE interessiert sich jedoch schon vor dem Kongress für Eure Meinung! Welche Herausforderungen beschäftigen Euch rund um das Thema "Ehrenamt"? Welche Lösungen haben bei Euch bereits gut funktioniert, um neue Ehrenamtler zu gewinnen?