39 | Zurückgeblättert Für Integration und Toleranz: Im Vorfeld zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland saßen kluge Köpfe in Hessen zusammen, um dem Weltereignis über den Sport hinaus neue Impulse zu geben. In erster Linie waren es der Hessische Fußball-Verband – vertreten durch seinen Präsidenten Rolf Hocke – sowie der Geschäftsführer des Internationalen Bildungszentrums in Witzenhausen (IBZW), Michael Gla- meyer, die es verstanden, eine beispielhafte Arbeitsgruppe für das große Ziel zu begeistern. zurückgeblättert So wurden mit Sebastian Kehl, dem be- rühmten Bundesliga-Spieler aus Dort- mund (früher Fulda), und der ehema- ligen Frauen-Nationaltrainerin Steffi Jones zwei kompetente Persönlichkei- ten als Leitfi guren der geplanten Akti- vitäten berufen. Dem Führungsteam war es aber auch wichtig, berühmte To- leranz-Botschafter in das Team zu ho- len. Überzeugen konnten sie beispiels- weise Monika Staab, Tina Wunderlich, Lutz Wagner, Jochen Behle, Uwe Bein, Doris Fitschen, Charly Körbel, Christoph Preuß, Armin Kraaz, Tina Wunderlich, Lothar Sippel, Hanno Balitsch, Ronald Borchers, Uwe Bindewald, Renate Lin- gor, Dieter Müller, Katrin Rafalski, Alex- ander Schur, Carolin Simon sowie Dra- goslav Stepanovic. Die Führung der Kampagne „Ballan- ce 2006“ war auch gut beraten, Förde- rer aus Politik und Wirtschaft als fach- kundige Mitstreiter für eine Mitarbeit zu begeistern. Tatsächlich gelang es, den hessischen Innenminister Bo- ris Rhein, den Direktor der Hessischen Landeszentrale für Politische Bildung, Dr. Bernd Heidenreich, den Präsiden- ten des Landessportbundes, Dr. Rolf Müller, den Vorsitzenden der Sozial- stiftung des Hessischen Fußballs, Hans Wichmann, den Direktor der Fraport AG, Michael Müller, den Geschäftsfüh- rer der Hessischen Lotterie-Treuhand, Dr. Heinz-Georg Sundermann, das Mit- glied des Spardabank-Vorstandes, Tho- mas Werner, den Abteilungsdirektor des Sparkassen- und Giroverbandes, Dr. Michael Auge, und den Präsidenten der Landesverbandes Hessen des KFZ-Ge- werbes, Jürgen Karpinksi, für die Mit- arbeit bei „Ballance 2006“ zu gewinnen. Deenker und Leenker ebenfaalls im Boot Damit nicht genug: Als sogenannte Denker und Lenker holte sich das Füh- rungsteam auch die HFV-Kräfte Ger- hard Hilgers (Geschäftsführer), Jens- Uwe Münker (Justitiar) und Eric Maas (Justitar). Man dachte auch an eine wis- senschaftliche Begleitung und berief unter anderen den bekannten Fanfor- scher Professor Dr. Gunter A. Pilz, der später in seiner gutachterlichen Stel- lungnahme äußerte: „Wenn es dieses Projekt nicht schon gäbe: man müsste es erfi nden.“ Staartt am 11. Januuar 20002 Personell und fi nanziell gut aufgestellt, konnte das Projekt „Ballance 2006“ am 1. Januar 2002 gestartet werden. In einer ersten Pressekonferenz gab HFV- Präsident Rolf Hocke zu Protokoll: „Wir sind sehr dankbar, dass der Schulter- schluss mit der Politik in diesem Modell- projekt für eine konfl iktfreie und friedli- che Weltmeisterschaft in Deutschland gelang.“ Sein Vize, Hans Wichmann, er- klärte für die Hessische Sozialstiftung am 20. April 2004: „Unsere Gesellschaft wird immer roher, immer härter – das stellt eine große Herausforderung für die Vereine und die Schule dar. Je mehr diese beiden Institutionen für den Ge- danken von Toleranz, Fairness und des Miteinander tun, wie es eben schon beim Sport gepfl egt wird, desto bes- ser ist es.“ Im DFB-Journal äußerte sich der spätere Präsident des HFV (ab 2016), Stefan Reuß hoff nungsvoll: „ ‚Ballance 2006‘ hat die große Chance ergriff en, junge Menschen gezielt zu mehr Tole- ranz, Fairness und friedlichem Umgang miteinander zu führen.“ Poositivees Ergeebnis Stefan Reuß sollte Recht behalten. Als am Ende der Kampagne Bilanz gezo- gen wurde, stand fest: Mit den Aktivi- täten von „Ballance 2006“ wurden etwa 38.500 Kinder und Jugendliche aktiv in die 400 zumeist regional durchge- führten Veranstaltungen eingebunden. Mehr als 4.500 haupt- und ehrenamt- liche Mitarbeiter wurden für mehr To- leranz, Integration und Fair Play sensi- bilisiert. Entscheidend war, dass alles professionell vorbereitet war und die vielen Teilnehmer mit großer Begeiste- rung mitwirkten. Die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Partner bewähr- te sich. Das „gelbe Hemd“, das als Mar- kenzeichen von „Ballance 2006“ ver- schenkt wurde, wird mit Sicherheit von den meisten heute noch voller Hoch- achtung getragen. Große Verdiens- te hat sich Geschäftsführer Michael Glameyer erworben, der vorbildliche Arbeit leistete und auch dafür sorg- te, dass die Kampagne „Ballance 2006“ mustergültig dokumentiert und archi- Rolf Lutz viert wurde. HESSEN-FUSSBALL 1-2/2022