21 | Redaktionsgespräch und man der Gesellschaft insgesamt auch viel gibt. Von daher ist das Ehren- amt für mich eine Selbstverständlich- keit, die mein Gefühl des Dankes aus- drückt für das, was mir die Gesellschaft bisher in meinem Leben ermöglicht hat. Erstmals fand der HFV-Verbandstag unter freiem Himmel statt. Sind Sie mit dem Ablauf und der Organisation zu- frieden? Ich bin mit dem Ablauf und der Orga- nisation sehr zufrieden und ich möch- te auch nochmal all unseren Mitarbeite- rinnen und Mitarbeitern und auch dem FSV Frankfurt für die tolle Unterstüt- zung Danke sagen. Das war eine tolle Teamleistung und kann sicherlich auch beispielgebend für manch andere Ver- anstaltung sein. Was hat Sie im Rahmen des Verbands- tages am meisten gefreut? Am meisten gefreut hat mich beim Ver- bandstag, dass man endlich wieder zu- sammen kommen konnte und viele be- kannte Gesichter, die man längere Zeit nicht gesehen hat, wieder persönlich begrüßen konnte. Das hat Spaß ge- macht und das macht es auch aus, was den „sozialen Kit“ in unserer Gesell- schaft bedeutet. … und was am stärksten enttäuscht? Am meisten enttäuscht hat mich, dass wir es nicht geschaff t haben, eine Zwei-Drittel-Mehrheit für den Antrag der Gleichberechtigung zwi- schen Männer und Frauen im Spiel- betrieb herzustellen. Das war ein ge- wisser Tiefschlag, weil es doch nicht sein kann, dass wir im Jahre 2021 im- mer noch darüber diskutieren müssen, ob Männer und Frauen gleichberech- tigt sind und ob entsprechend auch hier Strukturen so aufgebaut werden, dass sich das dort auch wiederfi ndet. Am Ende waren es vier Stimmen, das war sehr enttäuschend. Ebenso ent- täuschend war, dass diejenigen, die gegen den Antrag gestimmt haben, auf dem Verbandstag nicht ein einzi- ges Mal das Wort ergriff en haben, um eine Begründung zu geben, warum sie diesen Antrag abgelehnt haben. In der Sache kann man streiten und in der Sa- che kann man sich auch inhaltlich aus- einandersetzen. Das funktioniert aber nur, wenn beide Seiten ihre Argumen- te darlegen. Das ist hier leider unter- blieben.“ DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch war einer der Ehrengäste des Verbandsta- ges und hat dabei zur Geschlossenheit innerhalb des DFB aufgerufen. Denken Sie, dass das nach langer Zeit der Un- ruhe realisiert werden kann? Der Aufruf zur Geschlossenheit ist dringend notwendig. Ich glaube, es wird noch viele Diskussionen inner- halb des DFB geben, damit die Ge- schlossenheit endlich wieder herge- stellt wird. Zuallererst müssen endlich die Strukturen grundlegend so geän- dert werden, dass das Zusammenspiel der widerstreitenden Interessen, die es wohl nach wie vor im DFB gibt, sich zusammenfi nden. Dabei wird es auch darauf ankommen, dass neben den Strukturen das personelle Angebot so adäquat ist, dass man das Vertrauen in den DFB zurückgewinnt und nach vor- ne blicken kann, denn wir brauchen den DFB. Die Corona-Pandemie begleitet uns nun bereits seit eineinhalb Jahren. Wie kann man skeptische Fußballer*innen davon überzeugen, dass das Impfen das wirkungsvollste Rezept dagegen ist? Ob wir tatsächlich skeptische Fußballe- rinnen und Fußballer davon überzeu- gen, sich impfen zu lassen, bin ich mir nicht ganz sicher. Es ist das wirksams- te Rezept. Von daher unterstützen wir auch alle Werbe- und Imagekampag- nen, sich impfen zu lassen. Wenn wir Sicherheit haben wollen, auch die Be- lastungen, die das Ehrenamt ertragen muss und die Sorge über einen nicht durchführbaren Spielbetrieb weiter runterfahren wollen, ist Impfen das wir- kungsvollste Rezept. Können Sie den teilweise geäußerten Unmut der Vereine bezüglich des hö- heren Aufwandes durch Maßnahmen des Coronaschutzes nachvollziehen? Ja, ich kann den Unmut der Vereine gut nachvollziehen. Der Aufwand, der be- trieben werden muss, auch die Aus- legungshinweise sind nicht immer so pragmatisch umzusetzen, dass sie ohne erheblichen zeitlichen Mehraufwand der Ehrenamtlichen gestemmt werden können. Daher ist die Politik hier gefor- dert, insbesondere auch die Diff eren- zierung für die Vereine und den Sport, aber insbesondere auch die Freiluft- sportarten vorzunehmen, so dass wir unsere Ehrenamtlichen nicht weiter be- lasten, sondern ihnen auch die Mög- lichkeiten eröff nen, sich weiterhin ad- äquat in dieser Krise einzubringen. Die neuen Regelungen, die jetzt mit 3-G, 2-G und der Hospitalisierungsrate ein- geführt wurden, müssen beweisen, dass es einfacher wird. Aber hier noch einmal ganz klar: der Hessische Fuß- ball-Verband macht nicht die Vorga- ben, sondern der Gesetzgeber. Wir ver- suchen dann, pragmatische Lösungen an unsere Vereine zu vermitteln. 79 Up- dates habe ich inzwischen verfasst und unseren Kreisfußballwarten zukommen lassen. Dazu die vielen Ausarbeitungen von Frank Illing. Ich meine, transparen- ter können wir das kaum mehr darstel- len. Wie können die Schäden, die das Co- ronavirus in fi nanzieller und personel- ler Hinsicht hinterlassen hat, repariert werden? Wir werden noch eine ganze Zeit mit den Nachwirkungen des Coronavirus umgehen müssen. Finanziell und per- sonell wird es Einschnitte geben. In den Vereinen werden Ehrenamtliche sich vielleicht nicht wiederfi nden, ge- nauso wie fi nanzielle Auswirkungen in einigen Vereinen größer sein wer- den. Daher kommt es auch darauf an, die entsprechenden Hilfspakete zu schnüren. Dr. Müller, der Präsident des Landessportbundes Hessen, hat von einem Marshallplan gesprochen. Ich glaube, dass er Recht hat und wir einen grundlegenden Plan für die gesamte Sportfamilie benötigen, damit nicht nur, die, die es sich leisten können, gut durch die Krise kommen, sondern auch die, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. Was macht Sie zuversichtlich, dass die aktuelle Amateurfußballspielzeit wie- der vollständig abgeschlossen werden kann? So ganz zuversichtlich, ob es gelingt, die Spielzeit wieder vollständig durchzu- führen, bin ich ehrlicherweise nicht, da ich weiß, dass wir noch viele Herausfor- derungen durch das Coronavirus zu be- rücksichtigen haben. Ich setze darauf, dass wir es schaff en. Allerdings gelingt das Ganze nur, wenn alle mit Vorsicht und Umsicht und dem notwendigen Willen, dass wir auch gemeinsam die Spielzeit so umsetzen können, umge- hen werden. Es wird darum auch darauf ankommen, dass wir weitere Lehren da- raus ziehen und insbesondere im Spiel- betrieb endlich anerkennen, dass wir mehr Flexibilität brauchen. Einige gro- ße Spielklassen werden aus meiner Sicht noch das eine oder andere Problem in dieser Spielzeit bekommen. Ich hoff e, sie können es am Ende gut händeln. Foto: Jaux HESSEN-FUSSBALL 9/2021