Jetzt bewerben: Schlappekicker-Preis 2018 Um den mit 5.000 Euro dotierten Schlappekicker-Preis können sich Vereine, Ini- tiativen oder Personen aus dem Rhein-Main-Gebiet bewerben, die sich in beson- derer Weise für die sozialen und gesellschaftlichen Aspekte im Sport einsetzen. Hierzu zählen beispiels- weise Maßnahmen in außersportlichen der Betreuung von Kin- dern und Jugendlichen (Hausaufgabenhilfe, intensive Elternarbeit, Heranführung junger Menschen ans Ehren- amt im Verein) oder älterer Menschen (be- gleitende Freizeitinitia- tiven, Nachbarschafts- Christian Ehmes: hilfe) sowie besondere Sportangebote (Mitter- nachtssport, Integra- tionsprojekte, Sport für übergewichtige Kinder, Sport für Ältere, Schnupperangebote für Mädchen oder Frauen, Präventions- und Reha- bilitationssport). Gefragt ist eine ge- meinnützige Arbeit, die sich deutlich aus dem Einbeiniger Fußballtrainer Der Krebs hat der Fußballerlaufbahn von Christian Ehmes ein jähes Ende ge- setzt. Inzwischen steht er als Trainer bei Concordia Eschersheim auf dem Platz. Es sei wie ein „Tritt ins Gesicht“ gewe- sen, dieser Moment, in dem Christian Ehmes klar wurde, dass er seinen linken Unterschenkel würde opfern müssen, um sein Leben zu retten. „Ich musste mich schnell entscheiden“, erzählt der heute 24-Jährige. Doch eigentlich war es für ihn gar keine Frage: „Ich wollte auf jeden Fall überleben.“ Bereut hat er den Entschluss zur Amputation des- halb nicht. Heute, sagt Ehmes, führe er „ein ganz normales Leben“. Durch die lange Hose, die er im Alltag trägt, be- merken viele seine Prothese gar nicht. Als kaufmännischer Auszubildender bei der Polizei ist der junge Mann dem Be- rufsfeld sehr nahe, in dem er früher sei- ne Zukunft sah. Und selbst im Fußball, seiner großen Leidenschaft, ist er als Co-Trainer der zweiten Mannschaft von Concordia Eschersheim wieder aktiv. Seit er fünf Jahre alt war, jagte Eh- mes gut und gerne dem Ball hinterher. Wie jeder kleine Kicker wollte der Ein- tracht-Fan „ein großer Star“ werden. Doch schon als Jugendlicher merkte er, dass es dazu nicht reichen würde. Bei der Concordia, zu der er 2009 wechselte, reifte er zum Führungsspieler und Kapi- tän der A-Jugend, bevor er weiter und bis in die 1. Mannschaft aufstieg. Dann, 2014, leitete ein Bänderriss den Schick- salsschlag in seinem Leben ein. Der ver- letzte Knöchel wollte einfach nicht hei- len, blieb dick und angeschwollen. Im Dezember wurde als Ursache dafür ein bösartiger Tumor festgestellt. Bald wurde klar, dass der linke Unter- schenkel amputiert werden musste. Er bekam eine Prothese, mit der man zwar zu einem kurzen Sprint ansetzen kann, doch für regelmäßige hohe Be- Christian Ehmes mit Sportprothese. Foto: Roland Stipp HESSEN-FUSSBALL 9/2018 Schlappekicker / Inklusion | 10 Alltag des Vereins heraushebt und mit der jemand Verantwortung für einzel- ne Zielgruppen oder das Gemeinwesen übernimmt und dadurch die Rolle des Vereins als sozialer Faktor im Stadtteil oder in der Gemeinde unterstreicht. Der mit dem Preis verbundene Geldbetrag soll der Vereinsarbeit zugutekommen. Bewerbungen und Vorschläge sind formlos möglich, es genügt eine kurze schriftliche Darstellung der Maßnahme. Diese sollte bis Sonntag, 30. September 2018 an diese Adresse gesendet werden: Schlappekicker-Aktion der Frankfurter Rundschau Sportredaktion 60266 Frankfurt am Main Online-Bewerbungen sind möglich un- ter schlappekicker@fr.de. Die Preisver- leihung ist am Montag, 3. Dezember fr 2018, in Frankfurt. lastungen taugt das künstliche Körper- teil nicht. Durch etwas Hartnäckigkeit und Glück bekam Ehmes eine spezielle – normalerweise sehr teure – Sportpro- these, ein Modell wie jenes, das bei den Paralympics oft zu sehen ist. Und die braucht Ehmes auch, denn seine Sport- karriere wollte er noch nicht beenden. Bei dem Besuch eines Fußballspiels seines Vereins Concordia kam zur Spra- che, dass dort gerade ein neues Trai- nerduo für die 2. Mannschaft gesucht wurde, und es dauerte nicht lange, bis Ehmes sich dafür begeistern konnte. Ge- meinsam mit Matthias Schmidt betreut er seit Januar das B-Klassen-Team, das Vizemeister wurde. Der Rückkehrer ge- nießt es, „wieder voll mittendrin“ zu sein. Schritt für Schritt geht es so voran, erobert Ehmes sich sein Spielfeld. „Ich fühle mich gesund“, betont er. Auch wenn er zweimal im Jahr zur Nachkon- trolle muss und erst nach fünf Jahren als geheilt gilt. Doch er weiß, dass er seine Chance so gut wie möglich nutzt. „Man muss eins mit der Prothese werden und das Beste aus seiner Situation machen“, sagt Ehmes. Nur eine Sache ärgert die- sen bemerkenswert optimistischen jun- gen Mann: Dass die Haare auf seinem Kopf seit dem Ende der Chemothera- pie vor zwei Jahren nicht richtig nach- gewachsen sind. Aber auch das kann ja noch werden. Katja Sturm / FNP Im nächsten Jahr möchte Christian Ehmes am inklusiven Trainerlehr- gang des Hessischen Fußball-Ver- bandes in Grünberg teilnehmen. Der HESSEN-FUSSBALL bleibt am Ball und wird darüber berichten.