VfB Witzenhausen - eine bemerkenswerte Fußballmannschaft

10. Mai 2018 · Top-News · von: mg

Es war im Jahr 2014, als der Traditionsverein VfB Witzenhausen seinen sportlichen Tiefpunkt erreicht hatte. Mit einem Torverhältnis von 37:101 belegte man den letzten Platz in der Kreisliga B Werra-Meißner und stieg in die C-Klasse ab.

Eritreisch-äthiopischer Torjubel im nordhessischen Bergland. Foto: privat

Ein Jahr später erwies sich die sogenannte Flüchtlingskrise als Glücksfall für den Verein, denn gleich ein Dutzend neuer Spieler aus Eritrea, Äthiopien, Syrien und Afghanistan meldeten sich beim VfB an. Dazu kamen junge Spieler aus der Region sowie Studenten der örtlichen Universität Kassel. Unter den Trainern Alex Winter und später im Gespann mit Jörg Buhre entwickelte sich in den Folgejahren eine schlagkräftige Truppe, die in der Saison 2015/16 knapp den Aufstieg verpasste.

In der Spielzeit 2016/17, mittlerweile mit dem Trainerteam Jörg Buhre und Dirk Mäder war die Mannschaft jedoch nicht mehr aufzuhalten. Die Relegation war an Dramatik kaum zu überbieten. Nachdem der Aufstieg bereits geschafft schien, musste das Entscheidungsspiel aufgrund eines Regelverstoßes des Schiedsrichters wiederholt werden. Der VfB behielt die Nerven, siegte erneut und schaffte den Aufstieg in die B-Klasse.

Wer aber jetzt glaubte, man würde als Neuling gegen den Abstieg spielen, der sah sich getäuscht. Zwar zahlte man zu Saisonbeginn Lehrgeld und verlor drei der ersten vier Spiele, doch danach fand sich die Mannschaft immer besser zurecht. Zudem ging man mit so manchen üblen Anfeindungen und Provokationen zunehmend diszipliniert und besonnen um, gewann zwischenzeitlich zehn Spiele in Folge und kletterte auf den 2. Tabellenplatz. Und das, obwohl man quasi nur „Auswärtsspiele“ hat, denn die gegnerischen Zuschauer sind stets deutlich in der Überzahl, ob im Stadion an der Südbahnhofstraße oder im Meißner-Vorland.

Es bleibt festzuhalten: unabhängig davon, welche Platzierung man erreicht oder ob man sogar den Durchmarsch in die A-Klasse schafft, dass Leistung und Auftreten dieser Mannschaft allerhöchsten Respekt verdient. Es macht einfach Spaß, diese Mannschaft spielen zu sehen.

Unter dem 1. Vorsitzenden Markus Siedlewski und dem alten „Fahrensmann“ Volker Schade ist es den Trainern gelungen, eine echte Fußballmannschaft zu formen, die topfit ist und voll austrainiert wirkt. Zudem ist das Team in seiner Zusammensetzung ein mustergültiges Beispiel für Integration und beteiligte sich, betreut von Jupp Markolf, am Projekt „Vorteil!“ der Sozialstiftung des Hessischen Fußballs unter HFV-Präsident Stefan Reuß.

Eine tolle und sympathische Mannschaft, die dem Namen des Traditionsklubs VFB-Witzenhausen 1920 e.V. rechtzeitig zu seinem 100-jährigen Jubiläum übernächstes Jahr alle Ehre macht und auf die der Verein und die Stadt gleichermaßen stolz sein dürfen.