Neue Reihe: Liga der Woche - heute: Kreisoberliga Bergstraße

07. April 2015 · Masterplan · von: kar

Riedroder Meisterjubel des letzten Jahres. Foto: privat

In den kommenden Wochen stellen sich an dieser Stelle wöchentlich einzelne Ligen des Hessischen Fußball-Verbandes vor. Jede Liga hat ihr eigenes Flair, besondere Gegebenheiten und unverwechselbare Typen. Jede Liga ist es wert, sie näher kennen zu lernen. Den Anfang macht die Kreisoberliga Bergstraße, viel Spaß beim Lesen!

„Liga der Woche“: Kreisoberliga Bergstraße
Man kennt sich, man schätzt sich und auch die teilweise recht kurzen Anfahrtswege in der Kreisoberliga Bergstraße. An der Bergstraße macht das Motto der „Fahrradliga" die Runde. Rauf auf die Sättel, ab von Bensheim die sechs, sieben, acht garantiert ebenen Kilometer nach Einhausen, Heppenheim oder Lorsch fahren. Das allein aber macht den Reiz der Kreisoberliga nicht aus. Schließlich stammen deren 17 Vereine nicht nur  von der Bergstraße, sondern auch aus Ried und Odenwald. Aber gleich, aus welcher Region  die Klubs kommen, sie fühlen sich wohl in der Klasse, die oft – und zu Recht  –  als „gute Stube" bezeichnet wird.

Die Kreisoberliga Bergstraße ist für Freunde eines gepflegten Derbys eine wahre Fundgrube. Vergleiche mit Lokalkolorit stehen an fast jedem Spieltag an, nicht nur, wenn in  Heppenheim der FC Starkenburgia den  FC Sportfreunde erwartet, in Lorsch der SC Olympia auf die Tvgg trifft oder in Wald-Michelbach der Vergleich zwischen SG und Eintracht ansteht. Die Zeiten der vierstelligen Besucherzahlen sind zwar auch am Südzipfel Hessens zwar vorbei, doch jeder Kassierer freut sich, wenn er – je nach Wetterlage -  300, 400 oder gar 600 Zahlende begrüßen darf.

In dieser Spielzeit zeichnet sich erstmals seit Jahren wieder ein spannendes Titelrennen ab. Gruppenliga-Absteiger FV Hofheim, Aufsteiger Sportfreunde Heppenheim, den VfL Birkenau und den arrivierten SG Riedrode trennen nach dem 24. Spieltag lediglich sechs Punkte. Die Abstiegsfrage scheint dagegen geklärt: Das Trio am Tabellenende, Azzurri Lampertheim, VfR Bürstadt und TG Jahn Trösel, hat aktuell gepflegte acht Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Zwei Mannschaften steigen am  Ende dieser Saison direkt in die A-Liga ab. Aus dieser ist im vergangenen Sommer die Reservemannschaft des VfR Bürstadt überraschend aufgestiegen. Bürstadt? Da war doch was. Richtig: Der Ex-Zweitligist hatte souverän die Meisterschaft der Verbandsliga Süd gewonnen, das Aufstiegsrecht in die Hessenliga aber nicht wahrgenommen und aus finanziellen Gründen den Rückzug in die Kreisoberliga angetreten. Die Meisterelf zerstreute sich in alle Winde, und so nahm die VfR-Reserve, die die A-Liga-Spielzeit als Tabellensechster abschloss, den Platz in der Kreisoberliga ein.

Die Fußball-Kreisoberliga Bergstraße ist – und das ist ein Alleinstellungsmerkmal in der Region Darmstadt  –  fast deckungsgleich mit dem politischen Landkreis. Einzig die Vereine aus Viernheim, Neckarsteinach und Hirschhorn kicken im Badischen. Das hat bei Viernheim traditionelle und bei den beiden am Neckar gelegenen Städten praktische Gründe. Schließlich würde die Anfahrt der Klubs aus Hirschhorn beispielweise nach Biblis um die 70 Kilometer betragen. Ein Auswärtsspiel würde so schnell zum Tagesausflug werden.

Seit Ende der siebziger Jahre spielen nur  noch Vereine aus dem Landkreis Bergstraße in der Klasse, zuvor waren es auch Teams aus den Kreisen Groß-Gerau und Darmstadt wie  SKG Erfelden, SV Traisa, TSV Goddelau, Darmstadt 98 II  oder TSV Wolfskehlen.

Klassenleiter Reiner Held (Bürstadt), gleichzeitig der Bergsträßer Kreisfußballwart, spricht gerne von seiner Vorzeigeklasse. Schließlich ist die Kreisoberliga, was die Zahl der Strafen gegen Spieler, Trainer oder Funktionäre angeht, mustergültig auf beispielhaft niedrigem Niveau.

Nur eines stirbt in der Kreisoberliga Bergstraße aus: der Rasenplatz. Fast alle der 17 Klubs bevorzugen ständig oder überwiegend das künstliche Grün. Einzig der VfR Bürstadt und die SG Einhausen sind auf ihren Naturrasen angewiesen.