Kreisliga-Held Sarges: Karriereende nach 325 Toren in 567 Spielen

09. September 2018 · Top-News · von: Nico Brunetti / fussball.de

325 Tore in 567 Spielen! Helmut Sarges vom hessischen Kreisligisten VfR Niedertiefenbach ist im Kreis Limburg-Weilburg als Torjäger vom Dienst bekannt. Nun können seine Gegner aber aufatmen: Der 38-Jährige, der 13 Jahre lang das Trikot vom VfR trug, beendet seine Karriere.

Helmut Sarges verabschiedet sich nach 13 Jahren beim VfR Niedertiefenbach. Foto: VfR Niedertiefenbach

Wehmut bei Stefan Heinz: Der Präsident vom VfR Niedertiefenbach nimmt die Verabschiedung von Helmut Sarges nur ungern vor. Denn mit ihm geht nicht irgendein Spieler, sondern ein Leistungsträger. Ein Leistungsträger, der 13 Jahre sein Bestes für den Klub gegeben hat. „Wer Helmut Sarges nicht kennt, der hat im Kreis Limburg-Weilburg mit Fußball nichts zu tun. Er ist ein überragender Fußballer und hat alle Höhen und Tiefen in unserem Klub mitgemacht. Er hinterlässt definitiv eine Lücke“, erklärt Heinz. Neben seinen großen fußballerischen Fähigkeiten schätzt er eben seinen Einsatz, den er für den VfR erbracht hat. Dieses Engagement führte zu außergewöhnlichen 325 Toren in 567 Spielen. Das Geheimnis? Der Präsident, der selbst seit 1993 im Klub ist, sagt: „Zum einen ist er ein ausgezeichneter Fußballer. Zum anderen hat er sich nie beeindrucken lassen. Er hat seine Mitspieler mitgerissen, an ihm konnte man sich aufrichten.“ Für den 38 Jahre alten Sarges war es positiv, meist hinter der Spitze auflaufen zu können und somit mehr Freiheiten zu haben.

Schon bei der Dankesrede vor seinem letzten Spiel im VfR-Trikot gegen die SG Nord (4:1) fühlte er sich durch die lobenden Worte des Vorstandes geschmeichelt. Für ihn persönlich bedeutete der Tag eine gewisse Aufregung. „Das war schon komisch. Ich habe weder Euphorie noch Traurigkeit verspürt“, so Sarges, der sich mit einem Doppelpack in den Ruhestand verabschiedete. Und in den Tagen danach setzte sich dann das gute Gefühl in ihm durch. Sarges: „Das Positive hat überwogen. Ich habe nun mehr Zeit für mich und meine Familie und bin froh, nicht mehr zu 'müssen'.“ So ganz freiwillig sei das Karriereende nicht gewesen. Sarges erlitt nämlich einen Kreuzband- und Innenbandriss. Und das machte seinem Knie zu schaffen. „Ich habe mit Schmerztabletten gespielt und konnte kaum mehr trainieren. Mein Arzt hat mir dann nahegelegt, den Fußball sein zu lassen. Diesen Rat vom Arzt habe ich gebraucht, um dann wirklich aufzuhören“, beschreibt Sarges.

"Ich spiele Fußball aus Spaß"
 Gleichzeitig hat er die Schuhe aber auch an den Nagel gehängt, weil der Stellenwert von Fußball gesunken ist. „Meine Motivation hat nachgelassen“, sagt der 38-Jährige. Sicherlich spielte dies auch in seine eher dürftige Torquote rein. 12 Tore in 25 Spielen sind nicht 'Sarges-like', eine Folge des fehlenden Rhythmus'. Nun, als Teil der Altherren-Mannschaft, wird er sicherlich wieder mehr Tore erzielen. Mit dem Spiel gegen die SG Nord sollte es das im Aktivenbereich wirklich gewesen sein. Klar, braucht der VfR Niedertiefenbach aufgrund von Personalmangel seine Hilfe, dann könnte Sarges nicht "Nein" sagen. Aber dazu soll es nicht kommen, meint Heinz: „Das ist keine Variante, die angedacht ist. Wir wollen ihm das als Verein jetzt zugestehen und hoffen, dass er vielleicht irgendwann eine Funktion im Verein übernimmt. Er hat viel Wissen, das er weitergeben kann.“

Sarges schützt sich, indem er die Anwesenheit auf dem Sportplatz in Niedertiefenbach eher meidet. Gerade nach dem schwächeren Saisonstart der neuen Spielgemeinschaft SG Niedertiefenbach/Dehrn werden die Rufe nach ihm laut, doch er hört weg. „Die Mannschaft ist jung und braucht Zeit. Ich halte mich deshalb auch ein wenig fern, schaue mir nicht so viele Spiele an“, skizziert Sarges. Trotz seiner starken Statistiken und seiner Fähigkeiten wagte er nie den Schritt zu einem höherklassigen Verein. Hierfür hatte der offene Angreifer gute Gründe: „Ich hätte mir den Verein aussuchen können und habe mir auch mal Anfragen angehört, aber keine hat mich überzeugt. Meistens war da viel Fluktuation bei diesen Klubs drin, weshalb ich mir unsicher war, ob wirklich Kameradschaft da sein kann. Und ich spiele Fußball aus Spaß, welchen ich in Niedertiefenbach immer hatte. Dort habe ich mit meinen Kumpels gespielt und irgendwo habe ich mich denen auch verpflichtet gefühlt. Ich war ein Leistungsträger, sie waren auf mich angewiesen und ich wollte sie nicht hängen lassen.“ Ein weiterer Faktor habe jedoch auch seine Doppelbelastung gespielt, da er neben Fußball auch Handball spielte. „Beim VfR wurde es mal akzeptiert, wenn ich mal nicht gekommen bin, weil ich ein wichtiges Handballspiel habe. Ich wollte mich nicht zwischen den Sportarten entscheiden müssen“, so Sarges. Im Zuge seiner Knieverletzung zog er sich jedoch schon 2014 aus dem Handball zurück und konzentrierte sich nur auf den Fußball. Dort, wo er sich weiter mit Toren am Fließband einen Namen machte.