Hessischer Schiedsrichter Stieler bei U21-EM

26. Februar 2017 · Schiedsrichter · von: fussball.de

"Hohes Tempo und technisch anspruchsvolle Spiele": Stieler pfeift bei U 21-EM in Polen Foto: getty images


Besondere Ehre für Tobias Stieler : Gemeinsam mit seinen Assistenten Rafael Foltyn und Jan Seidel sowie Benjamin Brand und Daniel Siebert als Torrichter wird der FIFA-Schiedsrichter in den letzten beiden Juni-Wochen bei der U 21-EM in Polen zum Einsatz kommen.


Zunächst der Blick zurück ins Jahr 2004: Damals fand die U21-EM in Deutschland statt, schon damals war Tobias Stieler mit dabei - als freiwilliger Helfer. "Ich habe bei dem Turnier als Volunteer gearbeitet und Fahrdienste für hochrangige Fußballfunktionäre gemacht", erinnert sich Stieler, der damals als Schiedsrichter gerade erst in die Regionalliga aufgestiegen war.


Im kommenden Sommer, 13 Jahre später, braucht der 35-Jährige das Auto nicht mehr selbst zu steuern, sondern wird ins Stadion gebracht. In der Zwischenzeit hat Stieler es an die Spitze geschafft. "Er zählt ohne Zweifel zu den besten Schiedsrichtern der Bundesliga", sagt Herbert Fandel, der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses . Auf der internationalen Schiedsrichterliste steht Stieler seit 2014. Die Teilnahme an zwei U 19-Qualifikationsturnieren in Bulgarien und Estland hat er bereits vorzuweisen, dazu einige Spielleitungen in der Europa League.


Stieler: "Eine besondere Auszeichnung"
Die U 21-Europameisterschaft ist sein erstes Endrunden-Turnier. "Dort dabei zu sein, ist eine besondere Auszeichnung", sagt Stieler. Denn nach der Europameisterschaft der Männer ist das U 21-Turnier das zweithöchste Turnier innerhalb der UEFA. "Ein hohes Spieltempo und technisch anspruchsvolle Spiele", erwartet der Unparteiische, der neben zwei A-Länderspielen - Belgien gegen Norwegen und Schottland gegen Litauen - bisher erst ein einziges U 21-Länderspiel gepfiffen hat, ebenfalls das Duell zwischen Belgien und Norwegen im Jahr 2014.


Genügend Erfahrung hat Stieler dennoch allemal im Gepäck, wenn er im Sommer nach Polen reist: In der Bundesliga ist er längst ein Mann für die große Spiele, leitete im Kalenderjahr 2016 gleich zweimal den "deutschen Clasico" zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. Erst vor ein paar Tagen brachte er auch das Verfolgerduell zwischen Dortmund und RB Leipzig souverän und geräuschlos über die Bühne.


Job als Rechtsanwalt ruht: "Zweigleisig hätte nicht funktioniert"
Der Erfolg Stielers kommt nicht von ungefähr: Er ist einer derjenigen, die auch ihr berufliches Leben der Schiedsrichterei untergeordnet haben. Seinen Job als Rechtsanwalt hat er im Jahr 2013 aufgegeben. "Zweigleisig zu fahren und in beiden Bereichen den hohen Ansprüchen gerecht zu werden, hätte nicht funktioniert", sagt Stieler, der im Anschluss ein Psychologie-Studium begonnen hat und inzwischen an seinem Master arbeitet. "Mich interessiert, wie Menschen 'ticken', warum sie sich so verhalten, wie sie es tun. Ich möchte Menschen helfen, besser zu werden. Zudem denke ich auch, dass die Psychologie mir in einer persönlichen Weiterentwicklung hilft – nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz."


80 Prozent seiner Zeit widmet der Hamburger aber heute dem Fußball, trainiert oft sogar zweimal täglich. Wie ein Profi halt. "Morgens steht meist eine Laufeinheit an, abends geht es dann zum Krafttraining - natürlich jeweils abgestimmt auf die Spieleinsätze, die in den nächsten Tagen anstehen", erklärt Stieler. Ernährung, Regeneration, die Analyse von Fußball-Spielen: All dies sind weitere wichtige Themen, mit denen sich der Schiedsrichter intensiv beschäftigt.


Fandel: "Bestätigung für die fundierte Personalpolitik des DFB"
Dass dieser hohe Aufwand nun mit der Nominierung für die U 21-EM honoriert wird, ist aber nicht nur für Tobias Stieler persönlich eine tolle Sache - es ist auch eine Auszeichnung für die Schiedsrichter-Arbeit im DFB, nachdem bereits im vergangenen Jahr Daniel Siebert das Finale der UEFA Youth League leiten durfte. "Die Nominierung von Tobias Stieler ist auch eine Bestätigung für die fundierte Personalpolitik, die wir in Deutschland vor Jahren angestoßen haben und die die Schiedsrichter-Kommission Elite unter der Leitung von Lutz Michael Fröhlich weiterhin betreibt", sagt Fandel.


Eine Reihe junger talentierter Schiedsrichter sei inzwischen in der Bundesliga und auf der FIFA-Liste angekommen. Diese Unparteiischen, so Fandel weiter, hätten das Potenzial, in den kommenden Jahren bedeutende nationale und internationale Aufgaben zu übernehmen. Einen Schritt auf diesem Weg macht Tobias Stieler im Juni in Polen.