"Ehrenrunde": Happy End beim ersten Stopp in Hirzenhain

04. Juni 2015 · Masterplan · von: Niels Barnhofer

Versöhnt: Kevin Arnold vor den Trucks der Ehrenrunde. Foto: getty images

Kevin Arnold lächelt zufrieden. "Ich muss das zurücknehmen, was ich eben gesagt habe", erklärt der 21-Jährige. Unter dem Eindruck des Gesehenen. Gerade hatte er die Inszenierung der "2014 FIFA World Cup Winner’s Trophy" auf der Ehrenrunde erleben dürfen. Die emotionale Vorführung beim ersten Stopp im mittelhessischen Hirzenhain versöhnte ihn nachträglich mit dem Tag des WM-Endspiels. Denn das Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hirzenhain verpasste das Finale von Rio, da am 13. Juli 2014 sein Heimatort nach starken Regenfällen unter Wasser stand. Bis heute hielt seine Enttäuschung darüber an. Jetzt hat sie sich gelegt.

"Wir sind mittags gegen 16 Uhr alarmiert worden", berichtet Kevin Arnold vom Endspiel-Tag. Der Innenverteidiger des SV Seemental rückte ein wie alle seiner Kollegen. Nichts ahnend von dem Ausmaß der Arbeit, die auf sie wartete. "Wir hatten in dem Moment natürlich gehofft, dass wir am Abend im Trockenen sitzen und das WM-Finale schauen können", erzählt er weiter. Doch daraus wurde nichts. "Wir hatten einfach zu viele Einsatzorte." Aus einem Keller nach dem anderen mussten sie Wasser pumpen. Sandsack nach Sandsack verteilen.

Erst um 23.30 Uhr war der Einsatz beendet. Das Einzige, was Kevin Arnold von der Partie zwischen der DFB-Auswahl und der Vertretung Argentiniens sah, waren rund zehn Minuten. Irgendwann, als das Spiel im vollen Gange war. "Da hatten wir uns mal im Gerätehaus getroffen, zum Verschnaufen und um mal was zu essen", so der Fußballer. Der Fernseher lief, das Spiel auch, aber Kevin Arnold war nicht aufnahmefähig. "Dabei konnte ich mich nicht fokussieren", sagt er.

Am Ende stand der Triumph der deutschen Mannschaft. Und die große Enttäuschung von Kevin Arnold. Er hatte vielen Menschen geholfen, aber dieses eine Fußball-Ereignis verpasst. Er war untröstlich. Bis heute. "Ich wollte diesen Tag so schnell wie möglich vergessen. Ich habe mir das Finale auch nicht als Aufnahme angeschaut, keine Highlights daraus angeguckt", sagt er.

Dennoch ist er zum ersten Stopp der Ehrenrunde gekommen. Das Fest, das der VfR Hirzenhain organisiert, fand direkt vor dem Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr statt. Kevin Arnold musste sich daher nicht zwingen, um dort vorbeizuschauen. Auch aus inhaltlichen Gründen. Er mag das Konzept der Ehrenrunde . "Die Idee ist top! Den WM-Pokal rumgehen zu lassen, ist klasse. Und das wird auch sehr gut umgesetzt. Ich finde es auch gut, dass man damit in die kleinen Vereine geht", erklärt er.

Trotz dieser Bewertung, Kevin Arnold blieb bei seinem "Gelübde". "Ich habe mir geschworen, nichts vom WM-Finale anzuschauen", sagt er. „Es kann einfach nichts an das Live-Erlebnis heranreichen, die Emotionen, die das Finale freisetzt, wenn man es in Echtzeit erlebt, sind einfach nicht wiederholbar. Selbst die Ehrenrunde kann für diesen Tag nicht entschädigen", argumentiert er. Dennoch machte er eine Ausnahme und schaute sich die Inszenierung in den Trucks an. Er sollte es nicht bereuen. Denn er erlebt großes Kino, wie er selbst einräumte. Mit glänzenden Augen sagte er: "Ich muss das zurücknehmen, was ich eben gesagt habe. Das war doch eine große Entschädigung."